1999
Eisenguss, Glas
Wenn Narziss im Teich sein Spiegelbild bewunderte, sah er durch die Oberfläche des Wassers hindurch nicht auf den Grund des Teiches. Er sah in der Oberfläche drin, also in diesem hauchfeinen zweidimensionalen Film, der das Wasser von der Luft trennt – dieser Haut des Wassers –, unter dieser vermeintlichen Fläche, in einem Raum, der nicht das Wasser des Teichs ist, sah er ebenso dreidimensional, als erblickte er seinen Zwillingsbruder, nicht sich selbst, sondern sein Abbild.
Aber was, wenn Narziss im Teich nicht sein Spiegelbild betrachtet, sondern den Vogel, der soeben über den Teich fliegt, die Baumkronen des gegenüberliegenden Ufers, trägt der Wasserspiegel all diese Bilder in sich, ist er ein alles umfassender dreidimensionaler Film in Echtzeit? Was zeigt ein Spiegel, wenn wir nicht hineinschauen?
Und muss man denn, bei diesem näheren Betrachten und wenn wir uns die unendliche Zahl der Filmsequenzen, der möglichen Bilder ins Bewusstsein rufen, die in des Teiches Spiegelfläche je gesehen worden sind, nicht auch unser lineares Konzept der Zeit hinterfragen?
… bis zum nächsten Windstoss, dann ist das Bild weg.
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